Ist das der Durchbruch?

Blogger, die bereits sozusagen zum Establishment dieses Internetzdings gehören, von der Bloggerei leben müssen oder sich zumindest auf einen politisch philosophisch technisch orientierten Bereich spezialisiert haben, stellen ja zwischendurch in ihren Blogs auch mal Produkte oder Dienstleistungen vor. Das tun sie vielleicht, weil sie von dem Produkt überzeugt sind, und/oder der Hersteller ihnen dafür eine materielle oder finanzielle Gegenleistung aufnötigt. Dagegen ist selbstverständlich nichts zu sagen. Wenn sich mir die Gelegenheit böte, würde ich sie vielleicht auch wahrnehmen.

Womit wir beim Thema sind. Vor Kurzem flatterte mir eine Nachricht in die Mailbox. „Normaler“ Absender, keine Spam-Markierung, nur Text. Von einer „Kooperation ExilKieler mit …“ war im Betreff zu lesen. Ein Anschreiben einer Marketingabteilung folgte. Sie wären auf mein „Projekt“ www.exil-kieler.net aufmerksam geworden…

Oh – so der erste Gedanke: Ich bin wahrgenommen worden. Das Ego wächst kaum merklich ein paar Millimeter und dann liest man weiter und muss feststellen, dass man hier nicht wegen guter Texte oder auch einer interessanten Zielgruppe in die nähere Auswahl gekommen ist. Zwischen den mit Rechtschreibfehlern gespickten Zeilen liest man eher in etwa Folgendes:

Hallo Blogger, Du bedienst ein Medium, in dem wir auch agieren und wir möchten Deine Zeit gerne dafür in Anspruch nehmen, dass Du mit Deinem Namen Werbung für uns machst und uns einige Deiner Besucher auf unsere Webseiten spülst. Weitergehende Informationen über unser Unternehmen und unser Produkt musst Du Dir allerdings selbst beschaffen. Wenn Du keine Zeit hast, oder Dich durch unser Angebot noch nicht genügend gebauchpinselt fühlst, um dich frisch ans Testimonial-Werk zu machen, dann schicken wir Dir auch gerne einen vorgefertigten Selbstbeweihräucherungstext zu, den Du dann nur noch zu posten brauchst.
Für Dein bisschen Mühe erwähnen wir dich dann mal bei einem unbekannten Irgendwas-Portal, selbstverständlich keyword-optimiert. Wenn Dich das noch nicht genug beeindruckt, darfst Du vielleicht auch selbst was über Dich schreiben.

Der übliche Abschluss kam natürlich auch noch, falls Fragen und so – aber, ganz ehrlich, da hatte ich schon keine Lust mehr. Obwohl ich mit dem Gedanken gespielt habe, einfach mal eine Preisliste für redaktionelle Beiträge zurück zu schicken.

Die Härte war dann aber noch der Disclaimer:

Diese Nachricht ist vertraulich. Sie darf ausschließlich durch den vorgesehenen Empfänger und Adressaten gelesen, kopiert oder genutzt werden. Sollten Sie diese Nachricht versehentlich erhalten haben, bitten wir, den Absender (durch Antwort-E-Mail) hiervon unverzüglich zu informieren und die Nachricht zu löschen. Jede Nutzung oder Weitergabe des Inhalts dieser Nachricht ist unzulässig.

Da musste ich erstmal laut lachen. Falls einer meiner Leser sich juristisch mit sowas auskennt, würde mich mal interessieren, welchen Wirksamkeitsgrad so ein Disclaimer hat, denn der einzige Grund, warum ich die Mail nicht hier gleich mit gepostet habe ist, dass ich das dem armen Praktikanten, der sie offenbar schreiben musste, nicht antun wollte.

Was soll ich jetzt von der Geschichte halten? Ist das mein Durchbruch als Blogger?
Ich fürchte nein.
Aber einen persönlichen Durchbruch habe ich dabei gehabt: Wenn ich das nächste Mal ein Unternehmen über die Gratismentalität im Netz schimpfen höre, wird mir unwillkürlich das Wort „Heuchler“ in den Sinn kommen.